"The dream thief - Obito x Kakashi" von Cloudcastle | Naruto > Naruto FFs (2024)

Vielleicht lag es daran, weil ich mich letzte Nacht ziemlich ausgeheult hatte, dass keine Tränen kamen. Und ein weiterer Stich ins Herz fühlte sich nur stumpf an, kribbelte kurz durch meinen Körper und hinterließ nur ein leicht drückendes Gefühl, was erträglich war. Erträglich unter dem ganzen anderen Scheiß, der sich anhäufte.
Ich stand noch dort an der Straße, blickte dem Auto hinterher und stand selbst dann noch dort, als das Auto schon lange nicht mehr zu sehen war. Wenigstens konnte ich mir eingestehen, dass es ein fester Tritt in die Eier war, dass er ging. Natürlich war es kein Abschied für immer, das war mir klar. Es tat trotzdem weh.

Ich fuhr mir mit einem starken Seufzen durchs Gesicht, hoffte, die Last wieder ablegen zu können und machte mich schweren Herzens wieder auf den Weg. Die Anbindung zu Obito war wie immer beschissen und es dauerte schon eine halbe Ewigkeit, bis überhaupt der Bus kam. Wie auch immer das passieren konnte, der Bus in unserer Siedlung fuhr nur alle vierzig Minuten in die Stadt.
Aus Gewohnheit griff ich in meine Jackentasche und wollte meine Kopfhörer herausholen, merkte aber, dass ich sie nicht dabei hatte. Generell fiel mir auch gar nicht mehr ein, wann ich das letzte Mal Musik gehört hatte.

Wie sonst auch brauchte ich etwas über eine Stunde, bis ich bei Obito ankam und bei ihm klingelte. Ich hoffte, dass sonst niemand bei ihm war. Nach dem Tag und der letzten Nacht waren meine Nerven ziemlich blank und ich musste schon fast kotzen, als ich mir noch vorstellte, dass Madara oder Sasuke auch in der Wohnung bei Obito saß.
Und wie sonst auch, empfing er mich mit einer festen Umarmung, aus der wir uns immer nur lösten, wenn ich es wollte.
„Ist alles gut gelaufen?“, fragte er mich sanft. Mit seiner freien Hand schloss er die Haustür hinter mir.
„Ich weiß nicht, ob ein vorübergehender Abschied so gut laufen kann, aber ja, ich denke schon. Hätte sicherlich schlimmer laufen können“, seufzte ich gegen seine Schulter.

Es standen keine fremden Schuhe im Flur. Allein das gab mir schon ein besseres Gefühl. Das hielt jedoch nicht lange, da ich etwas spürte. Irgendetwas war mit Obito. Er umarmte mich fester als sonst und war auch ziemlich angespannt, was ich deutlich an seinen Schultern spürte, an denen ich meine Hände locker liegen hatte. „Ist etwas?“, fragte ich ihn deshalb.
Er zögerte, biss die Zähne zusammen. „Ich habe Angst um dich.“
Und so schnell das erleichternde Gefühl gekommen war, verschwand es auch schon wieder. Es wäre auch zu schön gewesen, einen entspannten Abend bei Obito zu haben und sich um rein gar nichts Sorgen machen zu müssen.
„Wieso? Ist wieder irgendetwas passiert?“, fragte ich. Ich war es so leid, mir immer Sorgen zu machen. Sogar so leid, dass ich ruhig bleiben konnte und nicht der Panik verfiel.

„Du wurdest angeschossen, Kakashi. Das ist passiert“, sagte er. Er packte meine Schultern und löste die Umarmung, blickte mir erkundend in die Augen. „Klar, es macht einen Unterschied, dass das nicht irgendwer, sondern Madara gewesen war, aber wenn er das so leicht hat organisieren können, habe ich eben Angst um dich, ob das nicht andere auch könnten. Die Wahrscheinlichkeit ist super gering, aber es bereitet mir dennoch ein sehr ungutes Gefühl.“
Es ging also um meine Gesundheit, meine Situation und was alles mit mir passieren konnte. Aber auch da war ich es leid.
„Mir wird schon nichts passieren“, sagte ich. Ich konnte nicht mal überzeugend klingen.

„Das hoffe ich doch“, murmelte Obito leise. „Du hast deine Sachen mitgenommen?“
Ich nickte und stellte den verdammt schweren Rucksack im Flur ab. Meine Schultern fühlten sich auch wieder um einiges besser an.
„Dass du jetzt hier einziehst, ist schon mal eine Sache, die mich mehr beruhigt“, seufzte er. „Aber ich würde dich gerne mit zum Rat nehmen. Wenn du nicht möchtest, ist das okay, aber du hast dort mehr Sicherheit und du bist in meiner Nähe.“

Dieses Mal war ich der, der seufzte. Ich löste mich ganz von Obito und zog erstmal meine Schuhe aus, bevor ich ins Wohnzimmer ging, mir die Wolldecke schnappte und mich auf der Couch fallen ließ. Es war so kühl in der Wohnung, obwohl es draußen sicherlich 35 Grad waren, dass ich nicht mal mit der Wolldecke schwitzte.
„Lass mich das zusammenfassen“, sagte ich. „Du willst mich mit zu einem Ort voller Vampire schleppen, die ein hohes Verantwortungsbewusstsein von Geheimnissen haben und anscheinend wie Madara nicht so begeistert von Menschen sind? Und apropos, Madara, der, der mich angeschossen hat, wird auch da sein, genau wie dein bescheuerter Cousin, und du meinst, dass das sicherer für mich wäre?“

Ich war nicht sauer und ich machte mich auch nicht über ihn lustig. Ich wollte nur sichergehen, dass ich das auch richtig verstanden hatte und ob Obito das wirklich so gemeint hatte. Wenn ja, wusste ich wirklich nicht weiter.
„So ungefähr, ja“, sagte er. „Aber Kakashi, du kannst dir den Rat doch mal ansehen. Der ist sicherer als Madaras Wohnung und ich werde dort sehr viel Zeit verbringen, also würde es sich lohnen, wenn du mal mitkommst. Niemand interessiert sich da groß für dich und du bist nicht der einzige Mensch oder Partner, wie auch immer du dich in Beziehung zu mir bezeichnen möchtest, der dorthin mitgenommen wird“, fügte er so schnell hinzu, dass ich keine Zeit zum Antworten hatte.

„Von mir aus.“ Ich dachte nicht über meine Antwort nach. Solange ich dort einen ruhigen Platz hatte, wo ich am Handy, Laptop, Buch oder sonst was sein konnte, dann war es mir recht. Und auch, wenn mir Madara und Sasuke nicht auf den Sack gingen.
Ich öffnete wieder schnell die Augen, als ich hörte, wie Obito angerannt kam. „Nein, warte-“, wollte ich ihn abhalten, aber da sprang er schon hoch, direkt auf die Couch drauf und schmiss mich mit samt der Couch zur Seite.
„Du bist der Beste“, grinste er und ich sah, wie er mich küssen wollte. Er war meinem Gesicht schon näher gekommen, bis ihm wieder einfiel, dass ich auf Abstand gegangen war. Seine Augen wurden etwas kühler und er ließ mich langsam los, bevor er aufstand.

„Kommst du dann?“, fragte er.
Ich sah von seiner Hand zu seinem Gesicht. „Was? Jetzt?“
Er nickte und nahm meine Hand, mit der er mich auf meine Beine zog.
„Ja, jetzt.“
Davon war ich genauso begeistert wie von der Tatsache, dass ich überhaupt dem Rat einen Besuch abstatten sollte. Aber es freute Obito, er lächelte breit und versuchte mich auch noch mit einem Eis zu bestechen, was tatsächlich klappte. Während ich in meinem viel zu teuren Ben & Jerry‘s stocherte, fuhr Obito uns dorthin.

„Musst du mir nicht die Augen zubinden, damit keiner die Information aus mir herausbekommt, wo sich der Rat befindet?“, fragte ich. Meine Hände waren trotzdem vor Nervosität etwas schwitzig.
Obito lachte auf und hatte wieder dieses selbstsichere Gesicht, was mich nervöser werden ließ. „Als ob irgendwer so dumm ist, persönlich zu uns zu kommen.“

„Oh, okay“, murmelte ich. Wirklich positiv klang das nicht für mich. Entweder traute sich das wirklich niemand oder der Rat war erschreckend schlecht auf einem Attentat vorbereitet und verließ sich nur auf deren Selbstbewusstsein. Wenn ich aber schon schauen durfte, achtete ich auch darauf, wo wir uns befanden.
Am meisten weckte mein Interesse, dass wir uns immer noch in der Innenstadt befanden. Eher hatte ich damit gerechnet, dass wir raus aus der Stadt Richtung Land gefahren wären, wo es einen geheimen Eingang zum Untergrund gegeben hätte, wo sich der Rat versteckte. Daher änderte sich mein Bild zu einem modernen Hochhaus, in dem sich der Rat befand und der dort seine geheimen Meetings hielt.
Auch unpassend.

„Fahren wir weiter raus?“, fragte ich verwirrt, als ich langsam realisierte, dass wir tatsächlich zum Hafen fuhren. Wir fuhren nicht direkt zu den ganzen Booten und befanden uns noch im Industriegebiet, was auch in der Innenstadt am Hafen lag, aber mich hätte es auch nicht überrascht, wenn wir zu einer privaten Fähre gefahren wären, die uns weiterbrachte.
„Nein, wir sind gleich da“, sagte Obito. Ich sah mich umso neugieriger um, entdeckte viele Containerschiffe, Kräne und Container, sowie leerstehende Hallen und hier und da einen Imbiss oder einen kleinen Laden.

Wir fuhren in eine kleine Seitenstraße, weg von dem Trubel und hielten zwischen dem Steinufer und einer Halle. Da Obito ausstieg, stieg ich natürlich auch aus und genoss den kurzen Moment der frischen Seeluft. Das Wasser klatschte gegen die Steinwand und etwas schwappte herüber auf meine Füße.
Ich hörte ein Knarzen und sah zu ihm, der die Tür zur Halle öffnete. „Kommst du?“, fragte er und wartete, bis ich als Erstes durch die Tür ging. Die Halle war leer, voller Staub und Spinnenweben, aber so riesig, dass sicherlich ein Boot reingepasst hätte. Kein Kreuzschiff, aber ein größeres Fischerboot sicherlich.

Viel Zeit bekam ich von ihm jedoch nicht, denn Obito ging unbeirrt weiter zu der nächsten unscheinbaren Tür, die sich mit einem stärkeren Ruck öffnen ließ. Wieder wollte er mich vorlassen, aber die roten Stahltreppen führten nur ins Schwarze und da ging ich ganz sicherlich nicht vor.
„Geh vor“, sagte ich. Obito lachte nicht, machte sich zum Glück nicht darüber lustig und ging vor. „Ist hier kein Licht?“, fragte ich und hielt mich an Obitos Schultern fest, umso dunkler es wurde. Als dann auch noch die Tür hinter uns zuknallte, schreckte ich zusammen und sah absolut gar nichts mehr.
„Leider nicht. Hauptsächlich gehen hier auch Vampire herunter, die kein Licht brauchen.“

Das war sowas von unfair. Ich wollte auch sehen, was Obito sah oder einfach nur die Stufen unter meinen Füßen. Das wäre schon mal ein netter Anfang gewesen.
Ich lauschte Obitos Schritten, zählte beinahe, wie viele Stufen wir nach unten gingen und verzählte mich bei hundert Stufen dummerweise, zählte erneut bis fünfzig und hörte an dem tieferen und dumpfen Klang sofort, dass wieder fester Boden unter Obitos Füßen war.
„Hier“, sagte Obito. Er nahm meine Hand und führte sie an der Wand vor mir entlang. Ich spürte die raue Steinwand, die um einiges kälter als das Klima dort war und zuckte kurz, als ich ein glattes Display unter meinen Fingerkuppeln spürte. In dem Moment erleuchtete der Bildschirm und zeigte einen roten Fingerabdruck an.
Er drückte auf einen der drei Knöpfe neben dem Display und wartete kurz.
„Was ist?“, hörte ich Sasukes Stimme durch einen kleinen Lautsprecher.
„Ich bin‘s, ich will jemanden hinzufügen. Gib das Ding mal frei“, sagte Obito.
„Sag bloß, es ist dein ach so toller Lover“, sagte er sarkastisch. Aber Obito ging darauf nicht ein.

Ich hörte ihn nur genervt stöhnen, etwas tippen und der Fingerabdruck leuchtete nochmal auf. Als könnte ich gar nichts selbst, drückte er meinen Daumen an den roten Fingerabdruck, hob ihn kurz an und drückte ihn erneut darauf. Das erinnerte mich daran, wenn ich bei meinem iPad oder Handy meinen Fingerabdruck hinzufügte. Das war auch wahrscheinlich nichts anderes.
„Und jetzt halt den Kopf still“, sagte er, nachdem der Abdruck grün geworden war. Ohne zu wissen, was gerade passierte, hielt ich still und erkannte, wie die Konturen von meinem Gesicht auf dem Display nachgezogen wurden.

Erst, als das auch erledigt war und ein hoher Ton alles bestätigte, öffneten sich plötzlich zwei Fahrstuhltüren neben uns. Und ich wusste sofort, dass ich da auf keinen Fall hereingehen wollte. Nicht, weil ich schlimmes vermutete.
Einfach das Gefühl, wieder in diesen engen Raum zu gehen, aus dem ich nicht raus konnte, wenn ich es wollte, ließ mich fast meine Beine schnell in die Hand nehmen und wegrennen.

„Hey, du bist da nicht allein drin, okay? Ich bin bei dir“, sagte Obito sanft und legte mir seine Hand auf die Schulter. Er stellte sich näher zu mir und nahm mit seiner anderen Hand meine. Ihm war es auch egal, dass sie nass vor kaltem Angstschweiß war und hielt sie, was ich mehr als nur brauchte.
„Fahren wir lange?“, fragte ich.
Er schüttelte sofort den Kopf und ging mit mir einen Schritt auf den Fahrstuhl zu. „Ich würde ja nochmal Treppen mit dir gehen, aber es gibt nur den Fahrstuhl.“

Ich wollte wirklich kein Theater machen und zwang mich, die Luft anzuhalten, solange es nötig war. Durch den Luftmangel musste ich mich nämlich auf etwas anderes konzentrieren, als auf die Fahrt, bei der ich auch die Augen schloss, mich auf Obitos Hände an meinen Schultern konzentrierte und versuchte, einfach nicht nachzudenken.
Als die Türen wieder aufgingen, holte ich sofort Luft und flüchtete schnell aus dem Fahrstuhl. Obito war neben mir und begleitete mich durch den langen Gang, der aus schwarzem Stein bestand und am Boden Lichter hatte. Ich konnte das kaum genießen, da mir schwindelig geworden war und sich alles ein wenig vor meinen Augen drehte.
Das legte sich jedoch schnell und ich sah, dass wir auf eine Tür zugingen, die genau wie eben ein Display an der Wand hatte. „Geht‘s wieder?“, fragte er mich leise.
Ich nickte und folgte Obito in den Raum hinter der Tür. Das einzige Licht in dem Raum war das sanfte Flackern von Wasser und zog meine ganze Aufmerksamkeit schon auf sich. Und mir klappte der Mund auf, als ich zu der linken Wand sah, die sicherlich nur aus Glas bestand und einen in das Meer direkt neben uns schauen ließ. Wenn das einstürzt, dachte ich mir nur. Dann war alles unter Wasser, wo ich gerade stand.

„Ich ziehe ab“, sagte Sasuke, der am Tisch inmitten des Raumes gesessen hatte. Er schob seinen Laptop in die Tasche und verschwand hinter der Tür, aus der wir gerade gekommen waren.
„Gute Entscheidung“, antwortete Obito und setzte sich an den Schreibtisch. Ich setzte mich zu ihm und ließ das alles auf mich wirken.
„Was passiert, wenn das einstürzt?“, fragte ich und zeigte zu der riesigen Glaswand, die mit Sicherheit an die zehn Meter hoch und dreißig Meter lang war. Mir fiel auch dann erst auf, wie riesig das offene Zimmer war. Es gab einige Meter hinter dem viereckigen Schreibtisch eine schwarze Stahltreppe, die ins obere Stockwerk führte. Selbst von unten konnte ich die Türen oben sehen und fragte mich, was hinter den ganzen Türen war. Auch unten, wo wir saßen, befanden sich noch mehr Türen.

„Das stürzt nicht ein“, winkte Obito ab. Er holte einen Laptop aus seiner Tasche und schloss diesen auch schon an den Kabeln an, die mit an dem Tisch waren. Es waren genau zwölf Plätze und ich stellte mir die These auf, dass der Rat vielleicht zwölf Mitglieder hatte. Dann hatte jeder einen eigenen Stuhl dort.
„Machst du was Wichtiges?“, fragte ich ihn, und er nickte. Also hieß es für mich, still zu sein.
Um ihm mehr Privatsphäre zu geben, setzte ich mich auf den Tisch. Wenn das jemanden störte, konnte man mir das auch einfach sagen.

So schnell holte mich die Langeweile jedoch nicht ein, da ich Schritte hörte. Ich drehte mich um, sah zu einer offenen Tür und musterte den braunhaarigen Mann, der mit einer unbeschreiblich guten Laune und summend in den Raum kam. Er bemerkte mich zuerst nicht, aber in dem Moment, als ich ihn als Hashirama erkannte, erkannte er auch mich. Ich wusste nicht, warum das der Fall war, aber er schien sich regelrecht zu freuen, mich zu sehen.
„Hab ich doch richtig gehört, du bist Kakashi, oder?“, fragte er. Hashirama brach seinen geplanten Weg durch den Raum ab und ging zu uns an den großen Schreibtisch.

„Ignoriere ihn und seine dummen Fragen einfach“, sagte mir Obito beiläufig. Er sah dabei auch nicht von seinem Bildschirm ab und seine Worte waren leise und mechanisch. Anscheinend war es sehr wichtig, was er tat und worauf er sich konzentrieren musste.
„Nein, wieso denn?“, jammerte Hashirama und nahm viel zu viel von meiner Komfortzone ein, als er sich direkt neben mich auf den Schreibtisch setzte. „Wenn Sasuke ein Song wäre, welcher wäre das?“
Das hatte Obito also mit dummen Fragen gemeint.

„Ähm, wie bitte?“, fragte ich unwissend. Ich hatte mich doch verhört, oder?
„Na, ich meine, welcher Song wäre Sasuke, wenn er ein Song wäre?“, wiederholte er sich.
Ganz ehrlich? Bevor mir langweilig wurde, ging ich lieber auf seine Frage ein.

„Ich weiß nicht, sowas wie Talk von Salvatore Ganacci?“ Das war das Erste, was mir in den Sinn kam. Etwas Beleidigendes hätte auch gepasst und es tat meinen Stolz weh, einen so coolen Song Sasuke zugeordnet zu haben, aber es passte einfach.
„Kenne ich leider nicht“, seufzte Hashirama. „Und Obito? Welcher Song passt zu ihm?“, fragte er weiter.
Beinahe hätte ich ihm geantwortet, aber dass Obito mit dem Tippen aufhörte und scheinbar auch die Antwort wissen wollte, ließ mich sofort wieder verschließen und ihm keine Antwort geben wollen. Das wäre auch einfach nur peinlich und unangenehm gewesen.

„Keine Ahnung“, murmelte ich.
„Du lügst, sag doch einfach. Ist ein lustiges Spiel, aber es macht keinen Spaß, wenn du nicht mitspielen willst, weil dir irgendetwas peinlich sein könnte. Es sind doch nur Songs.“
Wo er recht hatte, hatte er recht. Trotzdem wollte ich nicht mehr mitspielen.
„Kakashi, sieh mich mal bitte an“, sagte Hashirama.
Wie ein Volltrottel hörte ich auch noch auf ihn und sah direkt in seine roten Augen. Sie lähmten mich und ließen mich völlig bewegungsunfähig dort sitzen, ihn anstarren und keine Ahnung haben, was gerade eigentlich mit mir passierte.

„Sag mir doch mal, welcher Song Obito wäre“, sagte er. In seinem Ton schwang immer noch ein netter und lieber Ton mit. Ich sah nur immer noch keinen Grund, ihm eine Antwort auf diese Frage zu geben.
„Teenage Dream von Katy Perry.“
Hatte ich das gesagt? Das klang ganz nach meiner Stimme.
Ich hatte auch das typische vibrieren in meinem Hals spüren können, als diese Worte ertönten. Obito schmunzelte kaum merklich neben mir und tippte wieder weiter. Er hatte seine Antwort und schien damit auch zufrieden zu sein.

„Wow, das finde ich süß“, lächelte mir Hashirama sanftmütig zu.
Mein Körper erschütterte und gab mir damit die Bestätigung, dass ich mich wieder bewegen konnte, was auch allerhöchste Zeit wurde. „Was war das?“, hauchte ich.
„Ich habe dich manipuliert. Geht ganz einfach. Du hast einen sehr offenen Geist, Kakashi. Ich habe dich für jemanden verschlossenes gehalten, aber es war echt einfach“, sagte er.
„Manipuliert? Wie Madara Erinnerungen manipulieren kann?“, fragte ich aus Neugierde.
„Genau, es gibt verschiedene Arten der Manipulation“, sagte er, wandte sich dann aber Obito zu. „Mein lieber Neffe, ich habe dich eben Schmunzeln sehen und hören, welcher Song wäre denn Kakashi?“

Er seufzte stark und ließ das Tippen sein. „Also erstmal.“ Er fixierte Hashirama mit seinem Blick. „Bin ich immer noch nicht

dein Neffe. Und zu deiner Frage: ‚Just the way you are‘ von Bruno Mars.“
Beides kam wie aus der Pistole geschossen. Seine Songauswahl für mich kam aber so schnell über seine Lippen, dass man meinen könnte, er hätte nur auf diese Gelegenheit gewartet, der Welt diese Meinung mitzuteilen.

Ich kannte den Song nicht, aber der Name war Grund genug, mich erröten zu lassen.
„Huch? Wer wird denn da ganz rot?“, neckte mich Hashirama. Er kniff mir dabei so fest in die Wangen, dass sie auch schon dadurch rot wurden.
„Lass mich in Ruhe“, sagte ich.
Ich wedelte seine Hände von meinem Körper und rutschte lieber unangenehm nahe an Obito heran. Lieber teilten wir beide ein und dieselbe Komfortzone, als andere in unsere hineinzulassen. Es klang romantisch, dabei war es nur Gewohnheit.

„Okay, ich lasse es“, gab er nach. Sein Blick klebte jedoch immer noch an mir. „Bist du eigentlich gewachsen? Und wie alt bist du jetzt? Vierzehn?“, fragte er.
„Ich bin achtzehn und 1.76“, antwortete ich. Manche waren mit vierzehn auch so groß wie ich - oder sogar noch viel größer, sogar größer als Obito -, aber ich sah doch nicht wirklich wie vierzehn aus. Ich hoffte es zumindest.
„Sei jetzt still, ich muss mich konzentrieren“, schaltete sich Obito ein.

„Eine letzte Frage noch“, sagte Hashirama an mich gerichtet. „Welche Frucht wäre Obito?“
„Eine Kiwi.“
Ich antwortete schnell und auch nur das Erste, was mir in den Sinn kam. Obito wollte seine Ruhe und wenn ich dazu beitragen konnte, dass diese Ruhe schneller kam, dann ging ich meinetwegen noch ein letztes Mal auf seine Frage ein. Obwohl es sich bescheuert anfühlte.
Hashirama schlug mir einmal auf den Rücken, was freundlich gemeint war und auch als Geste, dass er nun gehen würde, aber er warf mich damit fast von dem Tisch und es interessierte ihn nicht mal ansatzweise.

Irritiert rieb ich mir über die Stelle am Rücken und setzte mich wieder auf den Tisch, sah ihm noch kurz hinterher und wieder zu Obito.
Moment

.
Ich schaute ruckartig zu Hashirama und erkannte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Bevor er um die nächste Ecke verschwand und sich wen neues zum Nerven suchte, blitzte mir ein Bild im Kopf auf. Das gelbe Hawaiihemd. Das

Hemd, was ich bei Madara habe im Wohnzimmer liegen sehen. Und ich hatte doch gewusst, dass Madara so etwas niemals im Leben tragen würde. Aber dann fragte ich mich, warum eigentlich Hashiramas Oberteil bei Madara im Wohnzimmer lag. Dazu fiel mir eine Erklärung ein, konnte mir aber nicht vorstellen, dass es so sein konnte.
„Obito? Ich will dich echt nicht nerven, aber mir brennt eine Frage auf der Zunge“, fragte ich.

Er sah alles andere als erfreut aus, hielt sich aber zurück und nickte mir zu, damit ich meine Frage stellen konnte. „Sind Hashirama und Madara… zusammen oder so?“, flüsterte ich leise und sah mich dabei um. Nicht, dass einer der beiden das hörte und sich vielleicht noch über mich lustig machen konnte.
„Wa- wie kommst du bitte darauf?“, prustete Obito los und lachte herzhaft vor sich hin, während ich errötet seine Hände von meinen Wangen schob, in die er mich mal wieder kneifen wollte. „Manchmal finde ich deine ausgeprägte Fantasie schon sehr witzig“, schmunzelte er. Obito ignorierte meine Abmahnungen und kniff mir fest in die Wangen, machte sich weiter über meinen Gedanken lustig und lachte weiter.

„Lass das“, murrte ich.
Ich war froh, als Obito wieder an seinen Laptop musste und keine Zeit dafür hatte, sich weiter über meine ‚rege Fantasien’ zu amüsieren. Aber ich, zumindest für meinen Teil, war mir sicher, dass da mehr abging, als Obito es wusste. Und mehr, als ich es wusste. Nur was, war die Frage, die mich auch am meisten interessierte.
Aus Langeweile spekulierte ich weiter und schloss beispielsweise einen Partnerlook unter Freunden aus. Dafür war Madara sicher nicht der Typ für und tragen würde er sowas sicherlich auch nicht.

Irgendwann nickte ich immer mal wieder beinahe ein. Mein Kopf wurde auch umso schwerer, desto mehr Zeit verging und sich die Stille durch den Raum zog. Natürlich waren die Fische interessant, die an der Wand vorbei schwammen oder die Wände, die aus schwarzem Stein bestanden und wo an manchen Stellen Wasser an der Wand herunterfloss, das war wirklich interessant. Auch interessierte mich, was Obito da am Laptop schrieb und auch, dass ich wieder Schritte hörte.
Zuerst war ich zu müde, um aufzusehen, brachte mich aber doch dazu und sah auch endlich ein neues Gesicht, welches im Türrahmen stand und mich mit einem ausdruckslosen Gesicht ansah, der mich an meinen eigenen erinnerte.

Er sagte nichts, ich sagte nichts, perfekt. Wir sahen uns einfach nur an, bis auch Obito merkte, dass noch jemand dort war und deshalb aufsah. „Ah, hi Itachi“, sagte er nur beiläufig.
Der angesprochene Itachi begrüßte Obito jedoch nicht und sah weiterhin zu mir. „Willst du deinen Gast nicht vorstellen?“
Obito seufzte, hörte mit dem Tippen auf und sah zu ihm.
„Itachi, das ist Kakashi.“ Er sah zur mir. „Und Kakashi, das ist Itachi, der große Bruder von Sasuke und auch hier im Rat, also ein Abgeordneter“, stellte er uns lustlos vor. „Keine Sorge, er ist nicht so ein Arsch wie Sasuke.“
Genau das hatte ich mir auch als erstes gedacht, dass er mir nämlich sofort unsympathisch war, überhaupt mit Sasuke verwandt zu sein. War Obito zwar auch, aber das war etwas ganz anderes.

„Was hast du über meinen kleinen Bruder gesagt?“, fragte er, aber Obito winkte nur ab. Itachi schüttelte nur leicht den Kopf und sah wieder zu mir. „Freut mich, Kakashi. Komm mit, ich kann dir eine kleine Rundführung geben.“
Als ich nickend aufstehen wollte, drückte mich Obito an der Hüfte zurück auf den Tisch. „Nein, vergiss es, er bleibt hier bei mir.“
Durfte ich das auch für mich entscheiden? Ich wollte mir das nicht gefallen lassen und ihm widersprechen, sagen, dass ich einen eigenen Willen hatte, traute mich aber nicht.
Nicht, weil mich mein Gefühl aufhielt, Obito nicht widersprechen zu dürfen. Sondern weil ich ein ganz komisches Gefühl davon bekam, wie sich Obito und Itachi ansahen. So unglaublich feindselig und warnend, dass am besten niemand den letzten Zentimeter der Zündschnur zünden sollte.

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Name: Rubie Ullrich

Birthday: 1998-02-02

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Job: Administration Engineer

Hobby: Surfing, Sailing, Listening to music, Web surfing, Kitesurfing, Geocaching, Backpacking

Introduction: My name is Rubie Ullrich, I am a enthusiastic, perfect, tender, vivacious, talented, famous, delightful person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.